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Brief der Giessener Slavisten an den Rektor

Aus Presseberichten und durch Nachrichten aus Universitätskreisen der Schweiz und Deutschlands sind wir davon in Kenntnis gesetzt worden, dass die Universität Basel in Betracht zieht, die Studienrichtung „Slawische Sprachen" abzuschaffen. Laut Bericht des Universitätsrates der Universität Basel vom 22. Januar 2004 stallt „die Slawistik keinen für die Universität wichtigen Teil des Basler Profils dar. Das Studium an andern Schweizer Hochschulen ist leicht möglich, auch in Freiburg i. Br.*) Das Fach hat zur Region keine besondere Beziehung."

All dies können keine Gründe sein, ein Fach zu eliminieren, das sich durchaus nicht nur mit der „Ausbildung in slawischen Sprachen" beschäftigt, sondern welches in erster Linie eine erhebliche gesellschaftspolitische Relevanz besitzt - in Kürze wird eine Reihe slavischer Länder der EU beitreten. Der Bericht des Universitätsrates weist eigens darauf hin, dass „mit der politischen Öffnung des östlichen Europas das Interesse an Slawistik gegeben" sei, nur wird offenbar der Osterweiterung keine ausreichend strategische Relevanz zugesprochen und damit der Slawistik wohl auch keine Priorität im Fächerkanon.

Nach welchen Kriterien erfolgt eine solche Priorisierung? Wird sie an der heutigen Studentenzahl ausgerichtet, die im Vergleich zu Fächern wie der Betriebswirtschaftslehre oder wie Jura gering erscheint? Auch wir gehen nicht davon aus, dass allein mit dem Beitritt slavischer Länder zum politischwirtschaftlichen Europa die Slawistik andere Fächer zahlenmäßig überrunden wird. Nur sehen wir in der heutigen Studentenzahl keine adäquate Maßgröße für Entscheidungen von solch strategischer Natur wie der Schließung eines Fachs.

Wir sind überzeugt, dass eine Wegrationalisierung der Slawistik - als einem zum Kernbereich der europäischen Kulturwissenschaften gehörenden Faches - den Verlust von immenser Wissenskompetenz bedeutet, der strategisch unwillkürlich zur Qualitätsminderung einer Universität führen muss. Die Slawistik trägt entscheidend dazu bei, eine ganze vergangene, ideologisch beschädigte Epoche aufzuarbeiten, und sie spielt eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung eines Europas, das sich endlich seiner ideologischer Schranken entledigt hat. Die Slawistik wirkt als Integrationsund Bindeglied der Kulturen, und als solches muss sie sogar Priorität besitzen. Wie soll ein Land mit Osteuropa erfolgreich kooperieren können und in Wirtschaft und Politik erfolgreich tätig sein, wenn die Ausbildung von Personen mit kombinierter sprachlicher und fachwissenschaftlicher Osteuropakompetenz eingestellt wird?

Jede Universität, die eine Schließung dieses Faches in Betracht zieht, signalisiert unweigerlich, dass sie eine Ausrichtung auf Westeuropa vorzieht und dass sie die strategische Bedeutung Osteuropas unterschätzt. Im spezifischen Fall heißt das für Basel darüber hinaus, dass man bereit ist, einen Kernbereich der Kulturwissenschaften, ein Fach mit einem unwahrscheinlichen interdisziplinären Potential und einem hervorragenden sowohl nationalen als auch internationalen Ruf, Fachkompetenz, internationale Konkurrenzfähigkeit und insgesamt das Image einer „universitas litterarum" bewusst aufzugeben.

Wenn wir unsere genannten Argumente gegen eine geplante Abschaffung der Slawistik an der Universität Basel zusammenfügen, können wir nur eine Schlussfolgerung ziehen - und dies nicht allein aus Solidarität mit unseren Kollegen und mit den Studierenden in Basel:

Verfolgen Sie den Plan einer Abschaffung der Slawistik in Basel nicht weiter!


Im Namen des Instituts für Slavistik
der Justus-Liebig-Universität Giessen:

Prof. Dr. Monika Wingender
Dr. Johann Biedermann
Wilma Schuster

 

*) Die Ausweichstudienmöglichkeit für Slawistikinteressierte in Freiburg i.Br. dürfte nur von sehr kurzer Dauer sein. Das Wissenschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg hat sich auch zur Einsparung der Slawistik an der Universität entschlossen. An anderen Universitätsorten in Deutschland ist die Slawistik als Fachrichtung ebenfalls bedroht.

 

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