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Brief der Schw. Osteuropabibliothek an Rektor und Unirat

 

Sehr geehrter Herr Präsident des Universitätsrats
Magnifizenz

Sie erlauben, dass ich meiner Verwunderung über die kürzlich bekanntgewordene Absicht des Universitätsrats, die Slavistik in Basel abzuschaffen, Ausdruck gebe.

Mein Erstaunen über diesen Schritt ist politisch begründet. In wenigen Monaten wird die Erweiterung der Europäischen Union um zehn weitere Mitgliedsländer aus Ostmitteleuropa vollzogen werden. Dieser Schritt bezeichnet nicht das Ende eines Prozesses, in dem sich zwei lange gespaltene Hälften Europas wiederum annähern. Vielmehr ist er dessen Anfang.

Der Wirtschaftsdachverband der Schweizer Wirtschaft, Economiesuisse, hat unlängst die Bedeutung dieses Vorgangs auch für unser Land unterstrichen. Die mittel- und osteuropäischen Staaten werden als wachsende Märkte und Wirtschaftspartner mit Zukunftspotential eingestuft.

Kulturwissenschaftlich orientierte Osteuropa-Studien aber, und dazu gehört die Basler Slavistik, leisten einen unverzichtbaren Beitrag an die (Ost)Europa-Kompetenz von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.

Will tatsächlich die europäischste aller Schweizer Regionen, die selbst in einem Dreiländereck liegt und um die Bedeutung interkultureller Kompetenz weiss, auf diese Kompetenz verzichten? Ist die Slavistik vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung für die Universität des europäischen Wirtschaftsstandorts Basel und dessen Zukunft wirklich nicht relevant?

Bedingt durch die Erfahrung des Kalten Kriegs ist der Osten Europas zwar weiterhin ein Hinterhof in unseren Köpfen. Faktisch stellt er jedoch bei weitem keine europäische Marginalie dar.

Rund 285 Millionen Bewohner Europas sprechen eine slavische Sprache. Mit nur vier Slavistik-Lehrstühlen an den drei Deutschschweizer Universitäten sind Mittel- und Osteuropa eigentlich krass untervertreten in unserem Bildungssystem - somit auf der zukünftigen geistigen Landkarte und in der Europa-Kompetenz unserer Gesellschaft. Zum Vergleich: Germanistik, Romanistik und Anglistik verfügen an den vorgenannten drei Universitäten zusammen über 70-80 vollamtliche Professuren, und die Europäische Union vor der Erweiterung zählt rund 380 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

Die Schliessung der Slavistik an der Universität Basel erscheint mir vor diesem Hintergrund als ein marginales Sparpotential mit überproportionalem Schaden für die Europa-Kompetenz Basels und der Schweiz.

In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie den Entscheid überdenken werden.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Dr. des. Christophe v. Werdt
Leiter der Schweizerischen Osteuropabibliothek



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