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Selbst Ökonomen kritisieren Unirat

 

Basel. BaZ. Unter immer grösseren Druck gelangt der Basler Universitätsrat mit seiner so genannten Portfolio-Bereinigung: Selbst die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, die von den Sparmassnahmen nicht direkt betroffen ist, hat nun eine erstaunlich harsche Stellungnahme zum künftigen Leistungsangebot der Uni abgegeben. In zehn von elf Punkten kommt der Unirat schlecht weg. Dieser steuere und kontrolliere die Basler Universität nach «kurzfristigen ökonomischen und politischen Gesichtspunkten», monieren die Ökonomen. Dadurch würden «massive Flurschäden angerichtet» und unreflektiert Kernkompetenzen der Uni zerstört.

 

«Sich verstümmeln und dann um Gnade bitten»

Basler Zeitung: Die Stellungnahme der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, deren Dekan Sie sind, ist ausgesprochen hart ausgefallen, obwohl die Fakultät direkt nicht vom Abbau betroffen ist. Warum diese Schärfe?

Professor Werner R. Müller: Ich bin überrascht, dass das bei Ihnen so ankommt. Das Papier ist eine Darstellung der Situation, in der wir die Universität sehen. Es ist somit nicht nur eine Stellungnahme zum Bericht des Universitätsrates über die Leistungsvereinbarung, sondern auch Ausdruck eines Missbehagens über die «innenpolitische Entwicklung» der Universität über die letzten paar Jahre.

An einer Stelle erwähnen Sie, es gäbe Vermutungen und Gerüchte über so genannte «hidden agendas», also versteckte Absichten des Rektorats und des Universitätsrates. Was meinen Sie damit?

Wenn nicht nachvollziehbar ist, welche Überlegungen plausiblerweise zu den Entscheiden führen, dann werden - und das nicht nur an der Universität - solchen Vorgängen sofort andere Absichten zugeschrieben. Diese Zuschreibungen können fundiert sein oder nicht, aber sie finden statt und damit entsteht ein innenpolitisches Missbehagen an der Universität.

Nennen Sie uns ein Beispiel für eine solche mögliche versteckte Agenda.

Nein, ich möchte hier nichts kolportieren.

In Ihrer Stellungnahme wird auch die Rücktrittsdrohung des Universitätsrats angesprochen. Wurde bei Ihnen darüber diskutiert, die nicht von Amtes wegen einsitzenden Mitglieder zum Rücktritt aufzufordern?

Nein, das wurde nicht diskutiert.

Was ist Ihre persönliche Meinung dazu?

Persönlich möchte ich dazu sagen, dass wir von Seiten der Dekane schon lange die Absicht hatten, mit dem Universitätsrat über sein Selbstverständnis zu sprechen. Leider ist es angesichts der Dichte der Ereignisse nie dazu gekommen.

Was für ein Selbstverständnis hat der Universitätsrat aus Ihrer Sicht?

Der Universitätsrat hat meines Erachtens das Selbstverständnis eines Verwaltungsrates in einer wirtschaftlichen Unternehmung. Der Universitätsrat soll aber eine andere Funktion haben. Bei der Reorganisation der Universität im Jahr 1996 war er gedacht als Bindeglied zwischen der Universität und der Gesellschaft. Er sollte die Universität in Politik und Wirtschaft vertreten und auch aufzeigen, welchen Wert sie für die Gesellschaft darstellt - nicht nur kurzfristig in der Ausbildung, sondern auch in der Grundlagenforschung, im kulturellen Bereich und als Stätte gesellschaftlicher Diskussion. Dass umgekehrt auch Ansprüche von aussen an die Uni herangetragen werden, ist klar. Aber es entstand der Eindruck, dass der Universitätsrat nur in einer Einbahnstrasse von aussen nach innen wirkt.

Ist der Universitätsrat falsch oder einseitig zusammengesetzt?

Nein, das ist nicht der Fall. Es sind ja massgebliche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur vertreten. Eher scheint hier ein konzeptionelles Missverständnis zu bestehen.

Hängt das damit zusammen, dass zwei starke Figuren im Universitätsrat, Rolf Soiron und Alex Krauer, Leute aus der Wirtschaft sind?

Das ist nicht unmöglich, aber reine Spekulation. Vielleicht müsste man die Konstruktion des Universitätsrates überdenken.

Können Sie sagen, wie es der Unirat richtig hätte machen müssen?

Ich kann und will den Universitätsrat nicht belehren. Aber unseres Erachtens kann die Strategie nicht richtig sein, sich im Prozess einer Leistungsvereinbarung selber zu verstümmeln, um dann um Gnade zu bitten. Ich finde, dass es auf die paar Millionen Franken, die man ja nicht eigentlich einsparen, sondern umverteilen will, nicht ankommt. Der grösste Fehler war wohl, dass der Unirat in der Isolation und ohne Konsultation der Fakultäten in der stillen Kammer entschieden hat.

Interview Thomas Müller


(Quelle: Basler Zeitung, 6.3.2004)

 

 

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