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Leserbrief (NZZ) von Dr. Monica Rüthers (Histor. Sem. Basel)

 

Interview mit dem Präsidenten des Basler Unirates in der NZZ am Sonntag vom 1.2.04

Der von Herrn Soiron beklagte, unerwartet breite und angeblich undifferenzierte Protest ist weit differenzierter als die Sparvorschläge des Unirates. Besonders empörend ist die Aussage, dass die Vorschläge ohne Absprachen mit den betroffenen Instituten und ohne Blick auf den Campus Schweiz und mögliche Schwerpunktbildungen formuliert wurden. Kriterien seien ein leider nicht näher definiertes „Basler Profil", die „Relevanz" der Fächer und ihre „regionale Verankerung" - was bei der Streichung der Geologie in der Erdbebenregion Basel doch einleuchtet. Im Fall der Ur-und Frühgeschichte kann es auch nicht um die regionale Verankerung gehen, ist das Institut doch eng mit dem Antikenmuseum und Augusta Raurica verbunden. Hier sollen wohl personelle Probleme gelöst werden. Ist ein Strukturpapier dafür der richtige Weg?

Die mangelnde hochschulplanerische Weitsicht des Unirates macht besonders der Fall der Slavistik deutlich. Nur in Basel und Zürich kann Slavistik in Kombination mit osteuropäischer Geschichte studiert werden. Die Studienabgängerinnen mit Osteuropa-Kompetenz sind in der Wirtschaft sehr gefragt und besetzen Kaderstellen in Kultur, Medien und Verwaltung. Im Gegensatz zum Unirat setzen sich diese Kreise nämlich intensiv mit dem grösseren Teil Europas und der bevorstehenden Ost-Erweiterung der EU auseinander. Im Zusammenhang mit der Bologna-Reform entsteht in Basel ein attraktiver Studiengang Osteuropa, der dieses Potenzial weiter entwickelt. Basel besitzt somit bereits ein schweizerisches Kompetenzzentrum, das durch die Streichung der Slavistik geschwächt würde. Besonders störend ist, dass im Interview nur die Hauptfachslawisten gezählt werden, denn gerade hier spielt die Fächerkombination - und damit die Nebenfach-Studierenden - eine wichtige Rolle. In anderen kleinen Fächern, die von den Sparmassnahmen verschont bleiben, zählt dagegen jeder Hörer als Argument. Der Hinweis, Slavistik würde auch an anderen Unis gelehrt, sieht ausserdem grosszügig über die fachinternen Schwerpunkte hinweg - und darüber, dass Russisch Europas grösste Sprache ist. Die scheinbar geringe Anzahl Hapftfach-Studierender besteht aus hochmotivierten Leuten, müssen sie doch neben dem Latinum drei osteuropäische Sprachen und Altkirchenslavisch lernen. Die momentanen „Wachstumsfächer" sind dagegen genau die, bei denen das Latinum soeben abgeschafft wurde.

In letzter Zeit haben bereits einige renommierte Forschende die unterfinanzierte Universität Basel aufgrund besserer Angebote verlassen. Dass die Astronomin, die eine Stelle auf Lebenszeit in Deutschland aufgegeben hat, um nach Basel zu kommen, demnächst im Regen steht, wird wie eine Bombe einschlagen. Solche Missgeschicke sprechen sich blitzschnell herum und sorgen dafür, dass viel versprechende Nachwuchskräfte die Schweiz meiden werden. Die Vorschläge schaden somit nicht nur der Uni Basel, sondern dem Forschungsplatz Schweiz insgesamt.

Die Sparvorschläge sind eigentlich vielmehr eine Umteilung der Gelder zu den hippen „life sciences". Falls die Universität Basel einen Teil ihrer Fächer aufgibt, schlage ich eine Umbenennung in Hochschule Basel vor, denn von Universität im Sinne von Universalität kann dann keine Rede mehr sein. Wenn die Kantone Basel-Land und Basel-Stadt aber doch eine Universität wünschen, sollten sie sie auch finanzieren. Mein Vorschlag: 10 Prozent mehr Geld und 10 Jahre keine Reformen.

Dr. Monica Rüthers
Historisches Seminar der Universität Basel



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