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Brief von Prof. Dr. Karen Swassjan (Erevan/Basel) an den Rektor

 

Magnifizienz, sehr geehrter Herr Kollege Gäbler,

Anfang der 1990er Jahre habe ich an meiner damaligen Heimatuniversität Erevan Philosophie und europäische Literaturgeschichte unterrichtet. Ich weiss nicht, ob Ihnen gegenwärtig ist, wie die Lage in Armenien (wo man übrigens bis heute auch Russisch spricht) damals war: Kein Gas, kein Strom, kein Wasser, endlose Schlangen vor den Brotgeschäften … Es wird mir unvergesslich bleiben, wie sich im Audimax unserer Universität Studenten und Hörer abends im Pelzmantel versammelten (es war Winter), um bei Kerzenbeleuchtung Vorlesungen über die Literatur und Philosophie Ihrer Heimat zu hören. Als es noch Geld gab, waren diese Veranstaltungen nicht besser besucht gewesen.

Nun bin ich in der Schweiz – unter anderem dank Kontakten zu den geisteswissenschaftlichen Instituten Ihrer Universität, auf Einladung Ihres Vorgängers, Prof. K. Pestalozzi – und erfahre, dass geplant wird, das Slavische Seminar der Universität Basel zu schliessen.

Ich darf Sie auf eine seltsame Parallele aufmerksam machen: Trotz unmöglicher Lebensbedingungen gedieh das – geisteswissenschaftliche! – Universitätsleben in meinem armen Kriegsland damals wie nie zuvor. In der Schweiz, die nicht nur im Osten, sondern selbst im Westen als Synonym des Reichtums gilt, findet sich heute offenbar kein Geld für ein Institut, das unter anderem die Voraussetzungen dafür schafft, die (auch wirtschaftlichen und politischen) Kontakte zwischen unseren Ländern überhaupt erst zu ermöglichen.

Für diesen Tatbestand finde ich kein besseres Wort als: Beschämung. Ich darf Sie, sehr geehrter Herr Kollege, bitten, alles in Ihrer Macht Stehende zu unternehmen, damit diese Beschämung nicht anhält.

Hochachtungsvoll

Prof. Dr. Karen Swassjan

 

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