Homepage des Slav. Seminars
     

 

 

         • Worum geht es?

         • Aktuell / Aktionen

         Stellungnahmen

         • Was können wir tun?

         • Foren

         • Links

         • Homepage Slav. Sem.

         • Zurück zu 10 Jahre OE-Studien

 

Stellungnahmen · Argumente · Informationen (zurück zur Übersicht)

 

Brief von Prof. Dr. Dr. h.c. E. Weiher (Freiburg/Br.) an den Rektor

 

Magnifizenz,

nachdem ich Anfang der Woche in der Basler Zeitung gelesen hatte, daß Sie und der Universitätsrat vorschlagen, die Basler Slawistik abzuschaffen, habe ich einige Tage in der Erwartung verstreichen lassen, daß mein Zorn über dieses Vorhaben etwas verrauchen würde. Er ist keineswegs verraucht.

Daß Ihrerseits – wie in der Presse angedeutet – irgendwelche persönlichen Animositäten gegen meinen Kollegen Guski bei diesem Plan eine Rolle spielen, vermag ich nicht zu glauben. Ebensowenig kommt ein Zweifel an der Qualität der Basler Slawistik in Betracht, da ihr hohes internationales Ansehen von niemandem geleugnet werden kann. Auch ökonomisch begründete Einsparzwänge können in Anbetracht des vergleichsweise geringen möglichen Einsparvolumens nicht ernsthaft als Rechtfertigung für ein derart substantielles Eingreifen in das Fächerspektrum Ihrer Philosophisch-Historischen Fakultät dienen.

So sind die anderen offiziell gegebenen Begründungen für den unglaublichen Streichungsvorschlag und deren Hintergründe zu befragen:

Zu ersteren drängen sich zwei Vergleichsbilder auf: Tunnelblick und Scheuklappen. Mit ihnen läßt sich wohl am ehesten die angestrebte Profilbildung der Universität Basel mit der Verengung des Blicks auf Ökonomie und „Life sciences“ beschreiben. Der Universitätsrat und Sie folgen damit, vielleicht ohne sich dessen bewußt zu sein, einem leider verbreiteten oberflächlichen Zeitgeist, der dem Entstehen eines modernen Banausentums Vorschub leistet. Gepaart ist die angestrebte Verengung mit einer Ihrer Universität bisher nicht bekannten Provinzialität im Denken, die in dem Satz Ihres Universitätsrates „Das Fach hat zur Region keine besondere Beziehung“ sogar expressis verbis ihren Ausdruck fand.

Die Hintergründe für Ihre geplante Ausgrenzung der slavischen Kulturen und Sprachen sehe ich letztlich in der Geringschätzung dieses Kulturkreises, die, im Habsburger Reich schon länger latent vorhanden, im deutschen Kaiserreich des 19. Jahrhunderts aufkam und in dem Regime des Herrn aus Braunau ihren traurigen Gipfel erreichte. Unterschwellig hat sich diese von einem west-östlichen Kulturgefälle ausgehende arrogante Denkungsweise im deutschsprachigen Raum, in Deutschland (Polenwitze), aber auch in Ihrer Heimat Österreich („Tschuschen“, „Windische“), offenbar erhalten. Gerade in einer Zeit, in der sich die ost- und südosteuropäischen Völker bemühen, nicht nur ökonomisch näher an den Westen Europas heranzurücken, muß Ihre Planung der Abschaffung der Basler Slawistik als brüske, inhaltlich zudem völlig ungerechtfertigte Zurückweisung aufgefaßt werden.

Sie sollten wenigstens diesen Teil Ihrer Planung, mit dem Sie schon jetzt dem Ansehen Ihrer Universität international großen Schaden zugefügt haben, möglichst umgehend revidieren und persönlich ernsthaft darüber nachdenken, ob Sie nach dieser eklatanten Entgleisung noch an Ihrem Amt festhalten sollten.

Der Präsident des Basler Universitätsrates, die Dekanin der Philosophisch-Historischen Fakultät, der Leiter des Slavischen Seminars und die Basler Zeitung erhalten eine Kopie dieses Schreibens.

Hochachtungsvoll

Prof. Dr. Dr. h.c. Eckhard Weiher, M. A.
Direktor des Slavischen Seminars der Universität Freiburg i. Br.

 

Stellungnahmen · Argumente · Informationen (zurück zur Übersicht)

   

 

 

Interner Bereich